Ehemaliges Munitionslager Mitholz BE: Projektstand und Schadstoffuntersuchungen
VON Polizei.news Redaktion Bern Blaulicht-Branchennews polizei.news Polizeinews Schweizer Armee
Die in der Munition enthaltenen Schadstoffe haben grossen Einfluss auf die Planungen zur Räumung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz.
Um die Schadstoffbelastung des Abbau- und Aushubmaterials festzustellen, werden umfangreiche technische Untersuchungen zu Munition und Schadstoffen durchgeführt. Das VBS hat die Bevölkerung von Mitholz heute über diese Untersuchungen sowie den Fahrplan des Plangenehmigungsverfahrens für die Räumung informiert.
Bei allen Arbeiten zur Räumung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz gilt es schädliche Einwirkungen auf die Menschen, die Tiere, den Boden, das Wasser und die Luft soweit als möglich zu minimieren. Eine grosse Herausforderung dabei sind Belastungen durch die in Munition enthaltenen Schwermetalle wie Quecksilber, Blei und Antimon sowie durch Sprengstoffe und deren Abbauprodukte. Diese Belastungen dürfen während der Räumarbeiten nicht in die Umwelt gelangen und müssen im Abbau- und Aushubmaterial in Abhängigkeit von der Verschmutzung behandelt werden. Als Planungsgrundlage für die Räumung werden die Belastungen des Bodens, des Untergrunds, des Grundwassers und der Bäche untersucht. Dazu finden voraussichtlich bis ins Jahr 2026 umfangreiche technische Untersuchungen zur Munition und den Schadstoffen innerhalb und ausserhalb der Anlage statt. Zusätzlich wird die Überwachung des Grundwassers und der Oberflächengewässer durch ein umfassendes, auf die Projektbedingungen angepasstes Monitoring sichergestellt.
Schadstoffbelastung hat grossen Einfluss auf das Räumprojekt
Für die Planung und Umsetzung des Räumprojekts ist es wichtig, die Schadstoffsituation im gesamten Projektperimeter möglichst gut zu kennen. Erkenntnisse bringen das laufende Wassermonitoring sowie Untersuchungen im Baustellenbereich und den weiteren Räumflächen mit Sondierbohrungen, Baggerschlitzen und manuellen Bodenproben mit dem Bohrstock. Das Vorhandensein von potenziell gefährlichen Munitionsrückständen im Untergrund erfordert aus Sicherheitsgründen für alle Untersuchungen eine Begleitung durch das Kommando Kampfmittelbeseitigung KAMIR. Im Explosionsschutt ist die Schadstoffpalette relativ breit. Für Sprengstoffe und deren Abbauprodukte müssen nutzungsspezifische Grenzwerte für das Räumprojekt definiert werden. Die laufenden und weiteren geplanten technischen Untersuchungen zur Schadstoffbelastung grenzen die Belastungsherde ein und ermöglichen eine verlässliche Einschätzung des Gefährdungspotenzials.
Die bisherigen Untersuchungen bestätigen die Belastungshypothese: Im verschütteten Bahnstollen liegt eine grosse Menge an Schadstoffen in hohen Konzentrationen. In Teilen des Schuttkegels vor der Anlage und beim Geschiebesammler Stägebach muss ebenfalls lokal von hohen Schadstoffkonzentrationen ausgegangen werden. In den Auswurfzonen im Talboden konnten an gewissen Stellen auf der Terrainoberfläche von 1947 Schadstoffe festgestellt werden. Diese werden zusätzlich durch anderweitige Belastungen mit teilweise zivilem Ursprung überlagert. Mit dem Wassermonitoring werden jedoch weiterhin keine oder höchstens unbedenkliche Schadstoffkonzentrationen im Grund- und Oberflächenwasser ausserhalb der Anlage festgestellt.
Aussergewöhnliche Grossbaustelle
Für die Realisierung der Schutzbauten Bahn und Strasse und mit dem Abbau der Fluh fallen grosse Mengen an Aushub- und Abbaumaterial an. Gemäss den gesetzlichen Vorgaben darf in Sanierungsprojekten nur unverschmutztes oder höchstens schwach verschmutztes Material für die Wiederauffüllung und für Terrainmodellierungen verwendet werden. Das übrige Material muss behandelt werden. Im gesamten Aushub- und Abbaumaterial des Baustellenbereichs für die Schutzbauten Strasse sowie für die Projektinfrastrukturen müssen die Munitionsrückstände aussortiert und das schadstoffbelastete Material in einer geeigneten Anlage aufbereitet werden. Aufgrund der grossen Munitions- und Schadstoffbelastung im Untergrund des Geschiebesammlers müssen Massnahmen getroffen werden, damit der Schadstoffherd nicht durch Naturereignisse wie Hochwasser und Murgänge verfrachtet werden kann. Die Kosten für die rechtskonforme Behandlung und Entsorgung des verschmutzten Materials sind in den Krediten eingerechnet.
Die Anlage Mitholz ist als überwachungsbedürftiger Standort im Kataster der belasteten Standorte des VBS eingetragen. Im gesamten Baustellenbereich wird mit der Räumung der Munitionsrückstände und der Materialbehandlung das Schadstoffpotenzial beseitigt. Die Schadstoffuntersuchungen und das Wassermonitoring werden fortgesetzt.
Wegen der grossen Munitions- und Schadstoffbelastung stehen die Arbeitssicherheit und der Gesundheitsschutz besonders im Fokus der Projektplanung. Im Perimeter sind zudem Massnahmen zum Schutz vor Naturgefahren erforderlich. Für den Aufbau eines sicheren, effizienten und wirtschaftlichen Materialbewirtschaftungsprozesses sollen technologische Entwicklungen und Innovationen genutzt werden.
Fahrplan des Plangenehmigungsverfahrens
Mit dem Plangenehmigungsverfahren für die Räumung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz wird das Gesamtprojekt mit allen Massnahmen für die Schutzbauten Bahn und Strasse sowie für die Räumung zur Bewilligung beantragt. Ein Bericht zeigt die Umweltverträglichkeit auf. Der Start des Verfahrens ist neu für Anfang 2026 geplant. Mit dem späteren Start des Verfahrens werden Liegenschaften für die Schutzbauten frühestens ab Ende 2026 beansprucht. Damit haben die Betroffenen mehr Zeit, um ihre geplanten Ersatzliegenschaften zu beziehen. Für den Vollausbau des Lötschberg-Basistunnels kann die Lötschberg-Bergstrecke rechtzeitig mit der Schutzgalerie geschützt werden.
Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Schweizer Armee